- Regeln für das Verhalten
in einer
- Selbsterfahrungsgruppe
- (nach Schwäbisch/Siems)
- Wer an einer Selbsterfahrungsgruppe teilnehmen
möchte, erklärt sich damit einverstanden, folgende
Regeln einzuhalten. Um einen guten Verlauf der Gruppensitzung
zu ermöglichen, wird der Teamer dich gegebenenfalls an das
Einhalten der Regeln erinnern:
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- 1. Sei dein eigener Meinungsführer!
Bestimme selbst, was du sagen willst, sprich oder schweige, wenn
du es willst. Diese Regel soll dir zwei Dinge besonders deutlich
machen:
a) Du hast die Verantwortung dafür, was du aus dieser Stunde
für dich machst.
b) Du brauchst dich nicht zu fragen, ob das, was du willst, den
andern Gruppenmitgliedern gefällt oder nicht gefällt.
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- 2. Störungen haben Vorrang!
Unterbreche das Gespräch, wenn du nicht teilnehmen kannst,
gelangweilt, ärgerlich oder unkonzentriert bist. Ein Abwesender
ist ein Verlust für die ganze Gruppe. Wenn die Störung
behoben ist, kann das angefangene Gespräch fortgesetzt werden.
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- 3. Wenn du willst, bitte um ein Blitzlicht!
Wenn dir die Situation in der Gruppe nicht transparent ist, dann
äußere zunächst deine Störung und bitte
dann die anderen Gruppenmitglieder in Form eines Blitzlichts
auch kurz ihre Gefühle des Moments zu schildern.
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- 4. Es kann immer nur einer sprechen!
Seitengespräche sind zu unterlassen oder als Störung
in die Gruppendiskussion einzubringen.
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- 5. Experimentiere mit dir!
Verhalte dich so, wie du es willst. Versuche nicht, mit deinem
Verhalten anderen zu imponieren oder aus Angst vor dem Abgelehntwerden
ein fremdes Verhalten an den Tag zu legen. Experimentiere mit
dir selbst, was dir in Wirklichkeit angemessen ist.
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- 6. Beachte deine Körpersignale!
Um besser herauszubekommen, was du im Augenblick fühlst
und willst, horche in deinen Körper hinein. Er kann dir
oft mehr über deine Bedürfnisse und Gefühle erzählen
als dein Kopf.
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- 7. Ich statt man
oder wir!
Du sprichst nur für dich, es steht dir nicht zu, für
andere mitzusprechen.
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- 8. Eigene Meinung statt Fragen!
Wenn du eine Frage stellst, sage, warum du sie stellst. Fragen
sind oft eine Methode, sich und seine eigene Meinung nicht zu
zeigen. Außerdem können Fragen oft inquisitorisch
wirken und andere in die Enge treiben.
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- 9. Sprich direkt!
Wenn du jemandem aus der Gruppe etwas mitteilen willst, sprich
ihn direkt an und zeige ihm durch Blickkontakt, daß du
ihn meinst. Sprich nicht über einen Dritten zu einem anderen
und sprich nicht zur Gruppe, wenn du eigentlich einen bestimmten
Menschen meinst.
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- 10. Gib Feed-back!
Löst das Verhalten eines Gruppenmitglieds angenehme oder
unangenehme Gefühle bei dir aus, teile es ihm sofort mit
und nicht später einem Dritten. Wenn du Feed-back gibst,
sprich nicht über das Verhalten des anderen, denn du kannst
nicht wissen, ob du es objektiv und realistisch wahrgenommen
hast. Sprich nicht in einer bewertenden oder normativen Weise.
Vermeide Interpretationen und Spekulationen über den anderen.
Sprich von den Gefühlen, die durch das Verhalten des anderen
bei dir ausgelöst werden. Danach kannst du versuchen, das
Verhalten des anderen so genau und konkret wie möglich zu
beschreiben, damit er begreifen kann, welches Verhalten deine
Gefühle ausgelöst hat. Hier gibt es keinen Schuldigen.
Du schilderst dein subjektives Gefühl, auf das du ein Recht
hast.
Versuche vor deinem Feed-back die Einwilligung deines Gesprächspartners
einzuholen, ihm dieses zu geben.
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- 11. Wenn du Feed-back erhältst, höre
ruhig zu!
Wenn du Feed-back erhältst, versuche nicht, dich zu verteidigen
oder die Sache klarzustellen. Denke daran, daß
dir hier keine objektiven Tatsachen mitgeteilt werden können,
sondern subjektive Gefühle deines Gegenübers. Freue
dich, daß dein Gesprächspartner dir sein Problem anvertraut,
das er mit deinem Verhalten hat.
Diese Haltung wird dir helfen, ruhig zuzuhören und zu prüfen,
ob du auch richtig verstanden hast, was er meint. Versuche zunächst
nur zu schweigen und zuzuhören, damit dein Gegenüber
seine Gefühle auch formulieren kann. Dann kannst du von
deinen Gefühlen sprechen, die das Feed-back bei dir ausgelöst
hat. Erst dann kannst du auf den Inhalt eingehen.
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- Selbsterfahrung kann helfen, eigene Selbsteinschätzungen
zu hinterfragen. Wie werde ich von anderen wahrgenommen? wie
nehme ich andere wahr?
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- Aber die zwischenmenschliche Kommkunikation
zwischen Paaren und Gruppen, um Sachfragen zu klären oder
zur freunschaftlichen Konversation geht natürlich nicht
streng nach diesen Regeln. Dort finden Gruppenprozesse statt,
es geht um Sympatie und Antipathie, um Sachlichkeit und Rechhaberei
usw.
- Man kann nicht viel gegen Gruppenprozesse
machen, die Klärungsgespräche überlagern. man
kann aber dazu beitragen, dass sich Klärungsgespräche
und Konversation nicht gegenseitig behindern.