Beruf 1
 
Mein Berufsleben begann mit dem Leben auf dem Bauernhof, auf dem meine Mutter einmal Urlaub gemacht hatte. Dies sei, so meinte sie, die richtige Medizin, aus einem schmächtigen Jungen einen ganzen Kerl zu machen.
 
Das Ehepaar Sutter in Siebers bei Weiler im Bayrischen Allgäu, im Kreis Lindau, nähe Isny gelegen, hatte eine Großmutter, eine Tochter (oder waren es zwei Töchter?) und einen kleien Sohn von ungefähr einem oder zwei Jahren.
 
Es gab Nachbarn mit Kindern und von denen lernte ich allerhand Sachen, besonders von den Jungs, zum Beispiel, wie man sich den (eigenen) Schwanz mit Milch so präpariert, dass die Kälbchen an ihm saugen wollten, und dass man sich so einen abnuckeln lassen konnte. Ich habe hier eine Menge seltsamer Individuen kennengelernt.
 
Die Großmutter hier äußerte ihr Unverständnis, dass es in Isny schon so viele "Evangelische" gäbe, und der Bauer, der Xaver Sutter meinte, dass die Evangelischen doch auch Menschen seien. Da war ich aber froh, als (damals) evangelischer Mensch aus dem Norden.
 
Ich kam dann zu einem Großbauern, der landwirtschaftliche Lehrlinge einstellte, das schien die beste Lösung zu sein, mich während der Scheidung aus dem Haus zu haben. Dort aber hielt ich es nicht aus und ich wollte nach dem Weihnachtsurlaub nicht mehr zurück. Auch die landwirtschaftliche Berufsschule war mir ein Graus, denn mit den rohen Buben dort kam ich einfach nicht zurecht, obwohl ich das beneidete Privileg hatte, nicht am religionsunterricht teilnehmen zu müssen, den es natürlich nur in katholisch gab.
 
Ich kam dann im Rheingau in eine Gärtnerei, wo ich eine Lehre machen sollte, dort konnte ich in Kost und Logis unterkommen, ich verstand mich jedoch mit der Tochter des Chefs nicht so recht und brauchte dort nicht zu bleiben. Vielleicht wollte ich einfach nicht aufhören, Kind zu sein. Immerhin führte mich einer der Gehilfen dort in die Kunst des Masturbierens ein.
 
Dann lernte ich in Wiesbaden den Gärtnerberuf, und zwar im Gemüsebaubetrieb Karl Gabler, Biebricher Allee 116, wo jetzt Reihenhäuser stehen, und zwar von 01.03.1960 bis 30.04.1963. (Mit 2 bestandene Gärtnergehilfenprüfung).
 
In dem kleinen Anbau, wo ein Zimmerchen war, in dem ich wohnte, wohnte auch die Hausangestelle, eine gewisse Rosi, beleibt und ca. 40 Jahre alt, mit der ich mein erstes (hetero)sexuelles Erlebnis hatte. Wenn ich sexuelle Gelüste verspürte, und das war nahezu immer der Fall, dann, so hatte ich gelernt, sei eine Frau dafür zuständig. Das klappte, denn es löste in gleicher Weise Spannungen wie die Masturbation. Dass es Homosexualität geben könnte, kam mir damals nicht in den Sinn.
 
Meine jugendliche Geilheit brachte mich dazu, tatsächlich auch Sexualität mit verschiedenen Frauen zu erleben, was durchaus nicht schlecht war, aber eben weniger faszinierend als ich es später mit Männern erlebte.
 
Ich arbeitete dann in verschiedenen gartenbaulichen Richtungen und Betrieben:
 
Josef Wacker, Klarenthaler Straße 113, wo jetzt eine Kneipe ist, von 06.05.1963 bis 20.09.1963. Mit dessen Sohn und seinen diversen Freundinnen fuhren wir mit einem VW-Pritschenwagen an jedem Wochenende ins Rheingau, wo in immer einem anderen Nest an jedem Wochenende ein Weinfest, ein Kirmes oder Ähnliches ist. Ich besuchte auch eine Tanzschule und lernte über die Standarttänze hinaus einige Mädchen kennen. Ich fing dann eine Zeitlang an, mich für Turniertänze zu interessieren.
 
Der Firma Wacker ging es wirtschaftlich nicht gut, so dass ich dann bei Fritz Martin arbeitete, in der Berliner Straße 151, wo jetzt die Autobahnzufahrt Erbenheim ist, vom 23.09.63 bis zur Einberufung zur Bundeswehr am 02.04.1964. Ich war da also 20 Jahre alt. Wenn man Fotos von mir sieht, hält man mich für ca 16 oder 17 Jahre.
Joachim Schönert
*